Clementine Deliss ist Künstlerin. Sie ist Ethnologin. Sie ist Philosophin. Und sie führt das Weltkulturenmuseum in Frankfurt seit vier Jahren.
Ihre Leitbilder sind eng verknüpft mit den konzeptuellen und ästhetischen Strategien von Künstlern und Intellektuellen der späten 1970er und 1980er Jahre. Auch wenn das Studium der Ethnologie für sie von untergeordneter Bedeutung war, hat es die Grundlage für die interkulturelle und interdisziplinäre Arbeit geschaffen, auf die sie sich in Frankfurt einlässt. Als Kuratorin lebte, forschte und produzierte sie in zahlreichen Städten weltweit, veröffentlichte Bücher und Magazine, organisierte Thinktanks und Treffen und entwickelte Strategien für neue Konzepte und Formen unabhängigen Forschens, die über das Ausstellungsformat hinausgehen. Für Clementine Deliss sind völkerkundliche Sammlungen unvereinbar mit den heutigen postkolonialen Bedingungen vieler Länder, aus denen die Sammlungen stammen. Sie spiegeln, so meint sie, nicht die gegenwärtige geopolitische Zirkulation von Menschen und Waren wider. In Frankfurt versucht deshalb Clementine Deliss, diese Lücke zwischen damals und heute durch einen besonderen Zugang zu überwinden. Sie führt externe Impulse in museologische Situationen ein, um mit diesem Anachronismus zu arbeiten und nicht gegen ihn anzukämpfen.