Vortrag: Felix Pokrant (Natura 2000-Station Auen, Moore, Feuchtgebiete): „Die Kreuzotter in Thüringen“ Termin: 27. März 2019, 18 Uhr

Achtung: Der Vortrag findet an einem MITTWOCH statt.

Auffälligste Merkmale der Kreuzotter sind ihr dunkles Zickzackband auf dem Rücken sowie die, im Gegensatz zu den anderen in Thüringen heimischen Schlangenarten, schlitzförmigen Pupillen. Als einzige Giftschlage Thüringens erweckte sie jedoch in der Vergangenheit nicht immer nur Faszination sondern auch Furcht.

Felix Pokrant, Stationsleiter der Natura 2000-Station Auen, Moore, Feuchtgebiete (Träger: Naturforschende Gesellschaft Altenburg), sowie Leiter der Sonderaufgabe Amphibien- und Reptilienschutz in Thüringen beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit unseren heimischen Reptilien und wird am 27. März um 18 Uhr im Naturkundemuseum Mauritianum Altenburg interessante Fakten über die Kreuzotter in Thüringen vorstellen.

Die Kreuzotter ist in Thüringen in einem starken Rückgang begriffen und weist einen schlechten Erhaltungszustand auf. Im Altenburger Land kommt sie nur noch an wenigen Standorten vor. Lebensraum der Kreuzotter sind hauptsächlich Moore, Blockhalden und lichte Wälder, aber auch struktur-reiche Zwergstrauchheiden oder Feuchtwiesen. Sie gilt als Charakterart halboffener Lebensräume. Die Gründe für den Rückgang der Art sind viel-fältig. So verschwinden durch den Strukturverlust in der Landschaft und die Zerstörung v.a. der Moore und Heiden mehr und mehr Lebensräume. Die Natura 2000-Station Auen, Moore, Feuchtgebiete beschäftigt sich mit verschiedenen Vorhaben zum Schutz der Kreuzotter. Im Fokus stehen zum Beispiel die Etablierung einer Niederwaldwirtschaft auf geeigneten Standorten sowie die Revitalisierung von Feuchtflächen.

04.12.2018 – 18 Uhr – Vortrag: Dr. Henny Gerschel (Freiberg): Vom Pyropissit zur Kerze – Wie eine weiße Kohle Licht nach Mitteleuropa brachte

„In der Gegend zwischen Weißenfels und Zeitz wird eine erdige Braunkohle abgebaut, die eine großartige Mineralöl- und Paraffinindustrie ins Leben gerufen hat …“ schrieb 1880 Emil Riebeck, Sohn des Braunkohlenpioniers und -industriellen Carl Adolph Riebeck. Der Bodenschatz, auf dem diese Industrien basierten, waren Braunkohlen; ganz am Anfang dieser Entwicklung stand allerdings eine spezielle „weißlichgraue Kohle, die man am Kerzenlichte entzünden konnte und die dabei fast wie Siegellack brennende Tropfen fallen ließ“. Dieser Pyropissit war der Rohstoff, aus dem seit etwa 1850 fabrikmäßig Paraffin für die Kerzenherstellung produziert wurde und der auch für die weniger begüterte Bevölkerung „Licht in´s 19. Jahrhundert“ brachte. Der Vortrag spannt den Bogen von der Entstehung des Pyropissites in der Braunkohlen- und Eiszeit bis hin zur Entdeckung und verdeutlicht anhand kleiner experimenteller Demonstrationen die wirtschaftliche Nutzung dieser speziellen Kohlen im Mitteldeutschland des 19. Jahrhunderts.

Foto 1 - Proben

Historischen Pyropissit-Proben

Foto 2_Paraffin-Kerzen

Kerzen aus Braunkohle,fotografiert in der Ausstellung des Bergbaumuseums Deuben

20.11.2018 – 18 Uhr – Vortrag: Michael Unruh (Großosida): Nicht nur Rotkäppchensekt macht die Freyburger Gegend interessant. – Faunistische Besonderheiten aus dem Unstrut-Trias- Land am Beispiel ausgewählter Spinnenarten

Im Rahmen der Reihe „Naturwissenschaftliche Vorträge“ entführt uns der sachsen-anhaltische Biologe Michael Unruh in die Landschaft des Saale-Unstrutgebietes zwischen Freyburg und Naumburg. Seine umfangreichen Untersuchungen zwischen 1998 und 2003 gaben ihm einen Einblick in die interessante Wirbellosen-Welt dieses Gebietes. In seinem Vortrag widmet er sich insbesondere den Spinnen, die sich hier mit 300 verschiedenen Arten nachweisen ließen. Der Hauptteil des Vortrages wird der Biologie und Ökologie ausgewählter Arten gewidmet sein, wobei Parallelen zu den Weinbaugebieten Westdeutschlands und besonders zu den wärmebegünstigten Gebieten an Rhein, Main und Mosel erkennbar sind. Auf die Bedeutung der Erhaltung der Trockenhänge durch Naturschutzmaßnahmen wird eingegangen.

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Wespenspinne  (Argiope bruennichi)

Foto: Anja Paditz

18.11.2018 – 14 Uhr – Eröffnung der Sonderausstellung: Auerochse, Wildpferd & Co. – Mitteleuropas ausgestorbene „BIG FIVE“

Als der Mensch den europäischen Kontinent vor etwa 50.000 Jahren besiedelte begannen die großen Grasfresser auszusterben. Die ganz Großen verschwanden zuerst – Waldelefant und Nashörner. Es folgten weitere bis in die heutige Zeit. Nur wenige, als Jagdwild genutzt und geschützt, blieben.

Große Graser wie Auerochse, Wisent, Büffel, Wildpferd oder Wildesel prägten ihren Lebensraum – sie entwickelten parkartige Graslandschaften. Viele Tier- und Pflanzenarten sind wiederum auf diese Landschaften angewiesen. Mit dem Aussterben der großen Graser veränderte sich unsere Landschaft und der Mensch begann selbst die Landschaft zu verändern. Die heutige Industrie-Agrarlandschaft ist das derzeitige Ergebnis… .

Fehlen die großen Graser in unserer Landschaft? Kann der „moderne Auerochse“ – die Kuh in der Milchviehanlage – ein Ersatz dafür sein oder sollten Auerochse, Wildpferd und Co. wieder in unserer Landschaft Fuß fassen? Gibt es Möglichkeiten für einen Ersatz ausgestorbener Tierarten?

Die Sonderausstellung Auerochse, Wildpferd & Co. – Mitteleuropas ausgestorbene „BIG FIVE“ stellt die einstigen großen Graser Europas vor und spannt den Bogen vom Beginn des Aussterbeprozesses bis in die Gegenwart, wo Konzepte als Ersatz gesucht und erprobt werden.

Eröffnungsvortrag: Edgar Reisinger (Naturforschende Gesellschaft Altenburg): „Weidelandschaft und Ästhetik“


Wisent Reisinger

Wisentbulle aus dem Projekt „Wisent-Wildnis im Rothaargebirge“

Foto: NfGA/ E. Reisinger


Pöllwitz Endtmann

Einsatz von Heckrindern zur Rettung der Heide im Pöllwitzer Wald (Projekt der Naturforschenden Gesellschaft Altenburg)

Foto: NfGA/ E. Endtmann


06.11.2018 – 18 Uhr – Jens Kipping (Leipzig/Taucha): Feldforschung an afrikanischen Libellen – Was uns 60 neubeschriebene Libellenarten aus Afrika über den Stand der taxonomischen Forschung erzählen

In seinem Vortrag „Feldforschung an afrikanischen Libellen – was uns 60 neubeschriebene Libellenarten aus Afrika über den Stand der taxonomische Forschung erzählen“ berichtet der ehemalige Altenburger Jens Kipping über seine bereits jahrzehntelange Forschungsarbeit auf dem schwarzen Kontinent. Im Jahr 2015 beschrieben er und zwei seiner Kollegen aus Frankreich und den Niederlanden mit einem mal über 60 neue Libellenarten. Das sind seit über 130 Jahren die meisten Arten, welche auf einen Schlag als neu für die Wissenschaft beschrieben und benannt worden sind und immerhin über 10 Prozent der afrikanischen Fauna. Die neuen Arten stammen aus Ländern wie Angola, Gabun, Liberia, Sambia und dem riesigen Kongo. Der Vortrag berichtet über die Entdeckungsgeschichte, die Vielfalt der Arten und stellt mit farbenprächtigen Fotos die wilden, aber oft bedrohten Lebensräume der Tiere vor. Eine Herausforderung für die Forscher war neben der Vielzahl der zu beschreibenden Arten vor allem deren Benennung. Eine besonders kreative Idee wurde  außerordentlich belohnt. Eine Prachtlibelle der Gattung Umma aus Gabun wurde in Anlehnung an ein legendäres Pink Floyd Album aus dem Jahr 1969 mit dem wissenschaftlichen Namen Umma gumma benannt. Die führende Umweltuniversität ESF in den USA kürte daraufhin die Art in die Top-Ten der neubeschriebenen Arten des Jahres 2016. Das erste mal überhaupt, dass eine solche Ehre einer Libellenart zuteil wurde.

Umma gumma_Paarung_Jens_Kipping

Foto (J. Kipping): Ein Paar der Libellenart Umma gumma aus Gabun bei der Paarung. Die neubeschriebene Art wurde nach einem berühmten Pink Floyd Album benannt.