04.12.2018 – 18 Uhr – Vortrag: Dr. Henny Gerschel (Freiberg): Vom Pyropissit zur Kerze – Wie eine weiße Kohle Licht nach Mitteleuropa brachte

„In der Gegend zwischen Weißenfels und Zeitz wird eine erdige Braunkohle abgebaut, die eine großartige Mineralöl- und Paraffinindustrie ins Leben gerufen hat …“ schrieb 1880 Emil Riebeck, Sohn des Braunkohlenpioniers und -industriellen Carl Adolph Riebeck. Der Bodenschatz, auf dem diese Industrien basierten, waren Braunkohlen; ganz am Anfang dieser Entwicklung stand allerdings eine spezielle „weißlichgraue Kohle, die man am Kerzenlichte entzünden konnte und die dabei fast wie Siegellack brennende Tropfen fallen ließ“. Dieser Pyropissit war der Rohstoff, aus dem seit etwa 1850 fabrikmäßig Paraffin für die Kerzenherstellung produziert wurde und der auch für die weniger begüterte Bevölkerung „Licht in´s 19. Jahrhundert“ brachte. Der Vortrag spannt den Bogen von der Entstehung des Pyropissites in der Braunkohlen- und Eiszeit bis hin zur Entdeckung und verdeutlicht anhand kleiner experimenteller Demonstrationen die wirtschaftliche Nutzung dieser speziellen Kohlen im Mitteldeutschland des 19. Jahrhunderts.

Foto 1 - Proben

Historischen Pyropissit-Proben

Foto 2_Paraffin-Kerzen

Kerzen aus Braunkohle,fotografiert in der Ausstellung des Bergbaumuseums Deuben

20.11.2018 – 18 Uhr – Vortrag: Michael Unruh (Großosida): Nicht nur Rotkäppchensekt macht die Freyburger Gegend interessant. – Faunistische Besonderheiten aus dem Unstrut-Trias- Land am Beispiel ausgewählter Spinnenarten

Im Rahmen der Reihe „Naturwissenschaftliche Vorträge“ entführt uns der sachsen-anhaltische Biologe Michael Unruh in die Landschaft des Saale-Unstrutgebietes zwischen Freyburg und Naumburg. Seine umfangreichen Untersuchungen zwischen 1998 und 2003 gaben ihm einen Einblick in die interessante Wirbellosen-Welt dieses Gebietes. In seinem Vortrag widmet er sich insbesondere den Spinnen, die sich hier mit 300 verschiedenen Arten nachweisen ließen. Der Hauptteil des Vortrages wird der Biologie und Ökologie ausgewählter Arten gewidmet sein, wobei Parallelen zu den Weinbaugebieten Westdeutschlands und besonders zu den wärmebegünstigten Gebieten an Rhein, Main und Mosel erkennbar sind. Auf die Bedeutung der Erhaltung der Trockenhänge durch Naturschutzmaßnahmen wird eingegangen.

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Wespenspinne  (Argiope bruennichi)

Foto: Anja Paditz

18.11.2018 – 14 Uhr – Eröffnung der Sonderausstellung: Auerochse, Wildpferd & Co. – Mitteleuropas ausgestorbene „BIG FIVE“

Als der Mensch den europäischen Kontinent vor etwa 50.000 Jahren besiedelte begannen die großen Grasfresser auszusterben. Die ganz Großen verschwanden zuerst – Waldelefant und Nashörner. Es folgten weitere bis in die heutige Zeit. Nur wenige, als Jagdwild genutzt und geschützt, blieben.

Große Graser wie Auerochse, Wisent, Büffel, Wildpferd oder Wildesel prägten ihren Lebensraum – sie entwickelten parkartige Graslandschaften. Viele Tier- und Pflanzenarten sind wiederum auf diese Landschaften angewiesen. Mit dem Aussterben der großen Graser veränderte sich unsere Landschaft und der Mensch begann selbst die Landschaft zu verändern. Die heutige Industrie-Agrarlandschaft ist das derzeitige Ergebnis… .

Fehlen die großen Graser in unserer Landschaft? Kann der „moderne Auerochse“ – die Kuh in der Milchviehanlage – ein Ersatz dafür sein oder sollten Auerochse, Wildpferd und Co. wieder in unserer Landschaft Fuß fassen? Gibt es Möglichkeiten für einen Ersatz ausgestorbener Tierarten?

Die Sonderausstellung Auerochse, Wildpferd & Co. – Mitteleuropas ausgestorbene „BIG FIVE“ stellt die einstigen großen Graser Europas vor und spannt den Bogen vom Beginn des Aussterbeprozesses bis in die Gegenwart, wo Konzepte als Ersatz gesucht und erprobt werden.

Eröffnungsvortrag: Edgar Reisinger (Naturforschende Gesellschaft Altenburg): „Weidelandschaft und Ästhetik“


Wisent Reisinger

Wisentbulle aus dem Projekt „Wisent-Wildnis im Rothaargebirge“

Foto: NfGA/ E. Reisinger


Pöllwitz Endtmann

Einsatz von Heckrindern zur Rettung der Heide im Pöllwitzer Wald (Projekt der Naturforschenden Gesellschaft Altenburg)

Foto: NfGA/ E. Endtmann


06.11.2018 – 18 Uhr – Jens Kipping (Leipzig/Taucha): Feldforschung an afrikanischen Libellen – Was uns 60 neubeschriebene Libellenarten aus Afrika über den Stand der taxonomischen Forschung erzählen

In seinem Vortrag „Feldforschung an afrikanischen Libellen – was uns 60 neubeschriebene Libellenarten aus Afrika über den Stand der taxonomische Forschung erzählen“ berichtet der ehemalige Altenburger Jens Kipping über seine bereits jahrzehntelange Forschungsarbeit auf dem schwarzen Kontinent. Im Jahr 2015 beschrieben er und zwei seiner Kollegen aus Frankreich und den Niederlanden mit einem mal über 60 neue Libellenarten. Das sind seit über 130 Jahren die meisten Arten, welche auf einen Schlag als neu für die Wissenschaft beschrieben und benannt worden sind und immerhin über 10 Prozent der afrikanischen Fauna. Die neuen Arten stammen aus Ländern wie Angola, Gabun, Liberia, Sambia und dem riesigen Kongo. Der Vortrag berichtet über die Entdeckungsgeschichte, die Vielfalt der Arten und stellt mit farbenprächtigen Fotos die wilden, aber oft bedrohten Lebensräume der Tiere vor. Eine Herausforderung für die Forscher war neben der Vielzahl der zu beschreibenden Arten vor allem deren Benennung. Eine besonders kreative Idee wurde  außerordentlich belohnt. Eine Prachtlibelle der Gattung Umma aus Gabun wurde in Anlehnung an ein legendäres Pink Floyd Album aus dem Jahr 1969 mit dem wissenschaftlichen Namen Umma gumma benannt. Die führende Umweltuniversität ESF in den USA kürte daraufhin die Art in die Top-Ten der neubeschriebenen Arten des Jahres 2016. Das erste mal überhaupt, dass eine solche Ehre einer Libellenart zuteil wurde.

Umma gumma_Paarung_Jens_Kipping

Foto (J. Kipping): Ein Paar der Libellenart Umma gumma aus Gabun bei der Paarung. Die neubeschriebene Art wurde nach einem berühmten Pink Floyd Album benannt.

04.11.2018 – 10 Uhr – Naturkunde für Kinder – „Sind die Augen echt?“ – Fragen zur Tierpräparation – Lydia Mäder (Frohburg)

Vor allem die kleinen Museumsbesucher stehen oft staunend vor den Tierpräparaten in den Vitrinen eines Naturkundemuseums und ein Schwall von Fragen bricht hervor: „Haben die Tiere mal gelebt?“ –  „Sind das die echten Augen?“ – „Sind die Knochen noch alle drin?“…..

In der kommenden Veranstaltung aus der Reihe „Naturkunde für Kinder“ am Sonntag, dem 4. November, hat das Mauritianum Altenburg die junge Präparatorin Lydia Mäder (Frohburg) eingeladen. Ein farbenprächtiger Papagei aus der Gefriertruhe des Mauritianums wartet auf seinen „Auftritt“, denn die erfahrene Tierpräparatorin wird ihn in ein wunderschönes Ausstellungspräparat verwandeln. Viele Schritte sind dafür notwendig: das Federkleid abziehen und waschen, einen neuen künstlichen Körper formen, die passenden Augen heraussuchen, Drähte für die Beine biegen……

Wer Lust und Interesse hat, kann ihr bei der Arbeit zuschauen und Fragen stellen. Die Veranstaltung beginnt um 10 Uhr.

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